Die Gastwirtschaft zur Traube

von Georg Grübel

 

Die Traubenwirtschaft entstand aus einer Bäckerei. Vermutlich hat man zu gewissen Zeiten in Nebenräumen der Bäckerei illegal auch Wein ausgeschenkt.

Gasthof Traube - um 1940 - Staudter-Sammlung

Gasthof Traube - um 1940 - Staudter-Sammlung

               Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde das dann durch eine Schankkonzession legalisiert. Das hatte für die damaligen Behörden den Vorteil, dass sie dann Abgaben auf den verkauften Wein sowie jährliche Konzessionsabgaben bekamen.

 

             Beim ersten Häuser- und Familienbeschrieb von 1770 war der Besitzer Franz Anton Knechtenhofer nur als Bäcker eingetragen. Spätestens 1792 zahlte dann aber sein Sohn Franz Joseph Knechtenhofer Gebühren für die Bäckerei und  eine Wirtschaft.

 

            Franz Joseph Knechtenhofer war seit 14.5.1781 mit Katharina König  verheiratet. Sie kam von der Kreuz-Wirtschaft und war eine Schwester des späteren Kronenwirts Johann Georg König. Sie starb bereits mit 39 Jahren am 24.2.1799. Franz Joseph Knechtenhofer starb  am 12.7.1809 im Alter von 67 Jahren. Er war in zweiter Ehe mit der Witwe Anna Maria Milz aus Goßholz verheiratet.

 

             Die Witwe Anna Maria Milz heiratete am 30.4.1810 in ihrer dritten Ehe den 58 Jahre alten Melchior Immler. Dieser war der letzte Amann des Gerichts Kellhöfe  gewesen. Er wurde 1809 zum ersten Distriktsvorsteher (= Bürgermeister) der neuen bayerischen Gemeinde Scheidegg des Landgerichts Weiler ernannt. Melchior Immler und Pfarrer Wettach im benachbarten Pfarrhof, scheinen gute Beziehungen unterhalten zu haben. Als Wettach sein Testament machte, war Melchior Immler einer der Zeugen. Melchior Immler starb am 9.9.1824. Er war damals nicht mehr Trauben-Wirt, denn er wohnte als Huber (= Mieter) im Haus Lindenberg Nummer 86 beim Glaser Peter Martin Wiedemann.

 

             Wann genau das Ehepaar Melchior Immler und Anna Maria Milz die Bäckerei und Wirtschaft aufgegeben haben, ist noch unklar. Es muss aber um 1820 gewesen sein. Die Traubenwirtschaft wurde nämlich damals von Johannes König aus Weiler (aus einer Seitenlinie der Lindenberger König) und seiner Frau Franziska Ellgaß gekauft. Sie blieben auf der „Traube“ bis 1832 und kauften dann die „Engel“-Wirtschaft in Weiler. Nachfolger auf der Traube wird ab 1832 das Ehepaar Johannes Wetzel (1790 – 1860) und Maria Anna Rasch (1804 – 1890). Maria Rasch hat die Wirtschaft und Bäckerei nach dem Tod ihres Ehemanns 1860 wahrscheinlich bis 1865 alleine betrieben. Am 13.6.1865 heiratete sie Mathias Rädler (geb. 2.8.1814 in Scheffau). Dieser starb 1870. Vermutlich hat die Witwe die Wirtschaft und Bäckerei wieder bis 1873 alleine betrieben.

 

            Im Jahr 1873 wurde Joseph Spieler (geb. 4.8.1848 in Ellgassen) neuer Trauben-Wirt. Er heiratete am 27.5.1853 eine Sophie Wagner aus Heimenkirch. Sie starb jedoch schon 5 Jahre später. Joseph Spieler heiratete darauf eine Therese Stoll (geb. 30.09.1856 in Niedersonthofen). Joseph Spieler gehörte zu den Veteranen des Krieges von 1870-71. Er machte zwei Schlachten und die Belagerung von Paris mit. Joseph Spieler starb 1904 im Alter von 56 Jahren. Er hinterließ neben der Witwe zwei Söhne wovon einer nach Colorado, USA ausgewandet war.

 

          Im Jahr 1907 erwarb die Familie Aurel  Flachs die Traube und bewirtschaftete sie über zwei Generationen bis in die 1960er Jahre. Heute stehen dort moderne Wohnhäuser.

 

Quelle : eine nachgelassene Notiz von Hermann Stoller (2009)

 

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