Bahnhofstraße und Bahnhofsplatz

Die Bahnhofstraße zweigt zwischen den beiden Hotels „Krone“ und „Rößle“ von der Hauptstraße ab. Mit Beginn der Erdarbeiten zur Bahnhofsanlage (1900 / 01) wurde auch die Bahnhofstraße in ihrer heutigen Richtung angelegt, da im ersten Plan der Reichsbahn das Bahnhof- bzw. Stationsgebäude dahin zu stehen kommen sollte, wo dann später das Zollamt gebaut wurde.

Auf Betreiben von Interessenten wurde im letzten Augenblick das Stationsgebäude 150 Meter weiter nach Westen verlegt, und daher kommt es, dass die Bahnhofstraße nicht direkt zum Bahnhofsgebäude führt. In den ersten Jahren nach der Eröffnung des Bahnhofsgebäudes war die Bahnhofstraße die einzige Verkehrsstraße von und zur Hauptstraße. Bismarck- und Badstraße waren noch nicht vollwertig ausgebaut. 1910 wurde die Bahnhofstraße bedeutend verbreitert; ebenso wurden die Brücke über den Moosbach und die Gehsteige beiderseits angelegt. Grund und Boden, auf dem die Bahnhofstraße verläuft, gehörte ehemals zum Gasthof „Zum Rößle“, wie auch der größte Teil der Bahnhofsanlage, das Postbetriebsgebäude und der Bereich um die Heinrich-Brauns-Straße.

 

Die gesamte Bahnhofsanlage einschließlich der Bismarckstraße, etwa 1000 Meter lang und 500 Meter breit, erforderte seinerzeit (1900/01) eine ungeheure Menge Auffüllmaterial.  Hierzu hatte die Stadt jene Flächen aufzufüllen, die zum Bahnhofplatz und zur Bismarckstraße vorgesehen waren. Bei der Anlage des Bahnhofes insgesamt war es der Stadt nicht gelungen, den Bahnhofsplatz durch eine Brücke über den Moosbach mit der Sedanstraße zu verbinden. Erst 1906 wurde über den Moosbach ein Steg errichtet und dann endlich 1909 die Brücke gebaut, wodurch die Bahnhofstraße eine bedeutende Entlastung erfuhr.

 

Die gesamte Bahnhofanlage entsprach von Anfang an und auch heute noch nicht der sonst üblichen Großzügigkeit der Lindenberger. Sie ist im Gesamtbild der Stadt gewiss kein Repräsentationsplatz. Ein kümmerliches Bedürfnishäuschen und eine versunkene Waschküche stehen traumverloren am Rand, als wären sie einem Bregenzerwälderbahnhof entflohen. Die damalige Bahnbauverwaltung konnte trotz aller Bemühungen der Stadt und der Industrie nicht daran glauben, dass die Hut- und Käseindustrie Lindenbergs einen so bedeutenden Aufschwung nehmen würde. Bis 1915 war der Ladebahnhof nur von der nordwestlichen Seite (Bismarckstraße) mit Fuhrwerken zu erreichen. Endlich war auch von Westen her (Sedanstraße) eine Zufahrt möglich. 1952/53 wurde das tiefe Bett des Moosbachs überwölbt. Damit wurden beide Brücken überflüssig und die Bahnhofsanlage wenigstens zum Teil verschönert. [Im Jahr 2010 wurde auf dem ehemaligen Bahngelände der Stadtpark eröffnet. http://www.gmv-lindenberg.de/Seite12.html

  

                                                                                                                                  [GG 03/2013]

 

1 [Die Gastwirtschaft „Zum Rössle“ war zu den Hoch-Zeiten des Pferdehandels eine Hauptstation für die   Pferdetransporte; die Stallungen fassten bis zu 100 Pferde.